
Es dürfte gegen Ende des ersten Halbjahres 1992 gegangen sein, als in der Post ein Heft lag, das mein zukünftiges Zockerleben massgeblich beeinflusste. Es war das Club Nintendo Magazin 02/1992. Erstmals konnte ich mich neben TV Werbung und den Spielen beiliegenden Werbeflyern auch auf anderem Wege über mein liebstes Hobby informieren. In einer Form, die mein Herz im Sturm eroberte! Und alleine diese Ausgabe habe ich unzählige Male durchgeblättert und die Artikel gelesen. Reisen wir zurück nach 1992, und tauchen wir ein in diese Ausgabe des Club Nintendo Magazins. Wenn ihr mitblättern wollt, Am Ende des Beitrags findet ihr das komplette Heft als PDF.
Schon das Cover hatte es in sich! Die Teenage Mutant Hero Turtles krachen auf Skateboards durch eine Mauer, es kommt tatsächlich ein zweiter Teil! Es gab nicht vieles, das bei uns Kids damals höher im Kurs stand als die Turtles. Selbst das erste Spiel hatte uns trotz Schwächen begeistert (mehr dazu hier), umso höher nun die Erwartungen an die Fortsetzung.
Einmal umgeblättert, blickt man auf eine Liste über zahlreiche NES-Titel. Eine Liste aller erhältlichen Nintendo-Titel, inklusive den in fett gehaltenen Neuheiten. Rechts daneben auch eine Übersicht über den Game Boy, aus irgendeinem Grund mit der Überschrift „Game Pak“. Ob diese Listen damals wirklich komplett waren, das wage ich mal in Frage zu stellen, aber es war für uns schon eindrücklich, die (überschaubare) Auflistung vor Augen zu haben! Nach einem Vorwort von Super Mario und der Inhaltsübersicht geht es weiter zum ersten Spiel. Totally Rad machte den Auftakt (das ich hier schon ausführlich vorgestellt habe). Rechts daneben das aus der TV-Werbung bekannte Dr. Mario, das allein aufgrund des Klempner-Auftritts meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Die Arcade-Umsetzung The Newzealand Story wurde die nächste Doppelseite gewidmet. Ein knuffiger Plattformer, dem bei der Vorstellung auch gleich noch Tipps & Tricks mitgeliefert werden. Einmal umblättern weiter, werden mit den Ghost Busters und Bugs Bunny zwei weitere grosse Namen der damaligen Kino-, bzw. TV-Landschaft in Videospielform präsentiert. Weniger angesprochen hat mich damals die Filmumsetzung zu Sean Connery’s Hunt for Red October, wenngleich sich das Spiel aufgrund dieses Berichtes in mein Hirn eingebrannt hatte.
Rainbow Islands war irgendwie auch nicht so meins, dafür war Jackie Chan’s Action Kung Fu wieder recht attraktiv. Fasziniert war ich vor allem von dem Screenshot, wo ein Tiger aus einer Wolke springt! Blaster Master hingegen sah damals auch nicht so spassig aus (so kann man sich täuschen), und auch die Metal-Gear-Fortsetzung Snake’s Revenge konnte mich aufgrund der militärischen Inszenierung trotz Doppelseite und Karten nicht ansprechen.
Auf Seite 16 folgte der Main-Event: Das neue Turtles-Spiel! Und meine Fresse, sieht das gut aus! Kein Vergleich zum Vorgänger. Die Charaktere haben einen unglaublichen Wiedererkennungswert, auf der folgenden Seite 17 gab es sogar einen Blick auf einige Bosse! Rocksteady und Bebop sehen aus wie dem Cartoon entsprungen, sogar Baxter Stockman kommt endlich zu einem Auftritt. Ein absoluter Hype-Moment!
Doch zwischen dieser Doppelseite fanden sich weitere unnummerierte Seiten. Es handelt sich um die länderspezifischen Elemente des internationalen Club-Nintendo-Hefts. Es gab tatsächlich (Club-Nintendo-untypisch) bewertete Tests zu den NES-Titeln The Flintstones, damals noch immer eine der angesagtesten Zeichentrick-Serien, und RAREs bockschwerem Prügel-Plattformer Battletoads. Es folgte die Galerie mit eingesandten Zeichnungen sowie einem Wettbewerb, wer den originellsten Game Boy malt oder bastelt (Ergebnisse gibt es übrigens bei Game Boy Land zu sehen).
Die nächste Doppelseite wurde einer weiteren TV-Lizenz gewidmet: Captain Planet befreite am Samstagvormittag auf RTL Plus jeweils die Welt von Umweltverschmutzern, nun also auch auf dem NES. Einige der Ideen und Screenshots sahen ganz ansprechend aus – was für ein Schrott das Spiel tatsächlich war, habe ich erst später rausgefunden.
Auf den folgenden vier Seiten wurden Spiele für den Game Boy vorgestellt. Bei weitem nicht so farbenfroh inszeniert wie die Heimkonsolen-Titel, und auch nur mit maximal einer halben Seite pro Titel. Die Screenshots waren qualitativ ebenfalls nicht das Gelbe vom Ei und waren wohl nur abfotografierte Screens. Zumindest mach es den Anschein. Da wir damals noch keinen Game Boy hatten, waren die Titel auch nicht allzu interessant für mich.
Mehr Spass hatte ich dann wieder an der nächsten Seite. Höchstpunktzahlen zu verschiedensten Spielen wurden hier abgebildet, alle mit Foto bestätigt. Das konnte durchaus einen Anreiz verschaffen, mal ein neues Ziel in einem Spiel zu verfolgen. Nicht minder spannend waren die Hitlisten mit den Lesercharts. Die Dominanz von Mario war deutlich.
Es folgte ein Tip(p)s & Tricks-Special zum Mega-Hit Super Mario Bros. 3, mit Ratschlägen, wie man zu Extraleben kommt und eine komplette Auflistung aller Memory-Kombinationen. Das habe ich so eifrig genutzt, bis ich sämtliche Kombinationen auswendig kannte und alle Felder aufdecken konnte, sobald ich zwei bestimmte Kärtchen aufgedeckt hatte. Was es auch einfach machte: die 3 Symbole unten rechts waren in jeder Anordnung identisch.
Weitere Tricks gab es zu Rollergames, bevor die von den Lesern eingesandten Hilfestellungen abgedruckt wurden. Interessant waren auch immer die Leserprofile mit ihren liebsten Spielen und grössten Erfolgen. Völlig ungewohnt damals, dass so „alte Menschen“ ebenfalls Videospiele spielten und sogar ihr Profil eingesandt hatten. Mittlerweile bin ich selber ein paar Jahre älter als die Kollegen von damals.
Und zu guter Letzt wurden im Mailbag (ging die Überschrift bei der Übersetzung vergessen?) eingesandte Briefe von Lesern veröffentlicht und auch gleich noch beantwortet. Hier erfuhr ich das erste Mal auch, dass es eine Clubkarte gibt, auf die ich jedoch noch eine Weile warten musste (siehe meinen Brief an den Club Nintendo). Und dann natürlich immer die sensationellen Gedichte, die jeweils veröffentlich wurden. So wie dieses hier aus dieser Ausgabe:
Mario der Abenteurer kann nicht ruhen
denn er hat viel zu tun.
Schon zum 3. Mal ist er auf Reisen,
um Koopa seine Macht zu entreissen.
Dann endlich hatte es Mario geschafft
und Koopa lacht nie mehr Tag und Nacht.
Und nun fällt mir leider nichts mehr ein,
drum geht Mario heim.
Zu Hause hat Mario nichts zu tun
und kann nun wie ein Mäuschen ruhn!
Gemäss Antwort war es das schönste der vielen eingesandten Gedichte. Da wäre es spannend zu wissen, ob die anderen wirklich noch schlimmer waren.
Auf der abschliessenden Seite wurden nochmals einige ausgewählte Spiele prominent beworben. „Alle diese Spiele treffen den Punkt…“. Von diesen Punkten gibt es im Hintergrund jedenfalls mehr als genug. Ewig konnte ich diese letzte Seite nicht geniessen, denn da ich das Heft unzählige Male durchblätterte, fielen irgendwann die äusseren Seiten ab und das Heft war fortan ohne Titelblatt in meiner Sammlung. Aber immerhin konnte ich Jahre später ein gut erhaltenes Exemplar zum Schnäppchenpreis erwerben.
Was bleibt sind viele Erinnerungen an das Heft und der Einblick in ein Medium, das mich bis heute nicht mehr losgelassen hat. Egal ob als Printmagazin, ein digitales Heft oder auch als Website. Geschriebene Berichte zu Videospielen sind nach wie vor meine liebste Informationsquelle.
Und wer das komplette Heft selber durchblättern möchte, hat hier die Möglichkeit dazu:
Club Nintendo 02/92:











