1991 erweiterte Elite seit Arcade-Portfolio mit dem Automaten Joe & Mac, je nach Region auch bekannt als Caveman Ninja. Bei dem bunten und hüpflastigen Action-Titel konnten 1 bis 2 Spieler in die Haut der namensgebenden Steinzeitbewohner schlüpfen, um gegen allerlei prähistorischen Abschaum in den Kampf zu ziehen. Es folgte eine Konsolenumsetzung für das relativ neue SNES, erst 1992 wurde auch das NES mit einer solchen bedacht, die sich inhaltlich jedoch deutlich vom Spielhallenoriginal und dem SNES-Ableger unterschied.
Plattform: NES
Genre: Jump n’Run
Hersteller: Elite
Publisher: Data East
Spieler: 1-2
Erschienen: Dezember 1992
Die Verpackung
Ich muss zugeben, für mich war damals das Covermotiv mit ein Grund, weshalb ich das Spiel erwarb (mehr dazu unten) und zählt für mich nach wie vor zu einem der coolsten Artworks, die eine NES-Verpackung zierten. Durch einen Blick zwischen zwei Bäumen hindurch erspähen wir im Hintergrund einen idyllisch gelegenen See vor dichten Wäldern. Dahinter ragt ein aktiver Vulkan in die Höhe, dessen Rauch in den leicht bewölkten Himmel emporsteigt. Der prominente Platz im mittigen Vordergrund wird eingenommen von Joe (erkennbar an den grünen Blättern der Bekleidung, die ihn von seinem Partner Mac – jeweils im blauen Outfit unterwegs – unterscheidet), dessen rechtes Bein und linker Arm gerade von einer gigantischen fleischfressenden Pflanze umschlungen wird, ihn aber nicht davor abhält, seinen muskulösen Körper in eine heroische Pose zu bringen. Immerhin ist er mit seiner Standardwaffe, einer Steinaxt, ausgerüstet. Beobachtet wird das Szenario von einem angriffigen, rotäugigen Dinosaurier, dessen Anblick der knapp bekleideten entführten Dame einen kleinen Schrecken versetzt. Und über allem thront der in Stein gemeisselte Titel Joe & Mac: Caveman Ninja.
Der Titel überragt auch die Rückseite der Verpackung. 3 Screenshots (2 davon aus Stage 2) sorgen für den nötigen Einblick ins Spielgeschehen. Ebenso wird dem Spieler verraten, dass das Spiel in den «Tagen der Steinzeit-Konflikte» stattfindet, und dass Mac oft auf der Jagd ist und dafür Joe im Dorf auf die Frauen aufpasst. Keine schlechte Aufgabenverteilung! Nur kommen ihm da die «nomadischen Höhlenmenschen» in die Quere, welche die Frauenschar entführen und damit drohen Joe als ewigen Junggesellen versauern lassen. Nun muss er der Arme «weit hinaus in fremde Lande wandern, bis er die entführten Frauen wieder sicher nach Hause gebracht hat.» Immerhin werden dem Spieler dadurch «10 ATEMBERAUBENDE SZENARIOS» versprochen. Und das mit «Grafiken, die so schnell und farbenfroh sind, dass die sogar einen Regenbogen in den Schatten stellen.» Farbenfrohe Regenbogen, ja, aber schnelle… ? Egal.
Die Spielanleitung
Während Joe friedlich von der ersten Seite grinst, erwartet mich beim Aufklappen gleich mal eine Überraschung: «Dieses Game gehörte mal Sili Hardegger, Lienz. Bei einer extremen Werterhöhung Sili phonen. Tel…» Und ergänzend: «P.S. habe das Game für 30.- vom Jelmoli gekauft! 22.8.00» mit Unterschrift. Stimmt, ich erinnere mich, dass ich das Spiel von ihm (einem alten Kumpel aus der Berufsschule) erhalten habe – im Tausch gegen irgendein Stück PC-Hardware. Aber drehen wir den Spiess um und hoffen wir, dass Sili berühmt wird und dadurch vor allem die Anleitung massiv an Wert gewinnt. Denn auf der letzten Seite ist gleich nochmals ein ganzseitiges Autogramm von ihm zu finden.
Egal, nun aber zurück zu Anleitung. Dort kommen wir zur «Introduction» (ob da wohl vergessen wurde ein Wort zu übersetzen?), die einen direkt mal auf das einfache Steinzeitleben einstimmt. «Obwohl Mac und Joe, zwei unserer frühesten Vorfahren, nur dieses primitive Leben kannten, hatte es auch seine guten Seiten, nämlich: reichlich Beerensaft, Dinosauriergrillfeste und Höhlenmädchen, mit denen sie sich vergnügen konnten.» … äh… bitte was? Habe ich das jetzt richtig verstanden? Joe und Mac grillen wirklich Dinosaurier? Unfassbar! … und vergnügen sich noch dazu mit Höhlenmädchen? Da muss ich doch glatt mal weiterblättern!
Nun folgt die «Handhabung des Steuerblocks». Bevor ihr nun nach einem exotischen Zubehör für das NES googelt: damit ist lediglich das Steuerkreuz gemeint, ergänzt mit den Funktionen der anderen Buttons. Was mich nun aber wirklich fast umhaut, ist die Tatsache, dass die Waffe aufgeladen werden kann. Echt jetzt?!? Ich zocke das Spiel seit über 25 Jahren immer mal wieder, aber das wusste ich bislang noch gar nicht:
Ein Glück lese ich tatsächlich mal die Anleitung! Und dann noch das mit den Höhlenmädchen? … really?
Es folgen noch Erklärungen der Items, Waffen und der einzelnen Abschnitte (bzw. Szenarien gem. Rückseite). Dazu gibt es auf vielen Seiten jeweils noch «prähistorische Fakten», die einen mit Urzeitlichen-Infos beglücken. So erfährt der Leser, woher der Begriff Neandertaler stammt, seit wann die Menschheit Getreidefelder anbauen und wie sie ihre Waffen entwickelten. Und dass Joe und Mac die Zeit totschlugen, indem sie mit den Höhlenmädchen rumschnackselten… Irgendwie werden grad meine ganzen Kindheitserinnerungen durcheinandergebracht. Erst die aufladbare Waffe nun die Tatsache, dass zwei Spielhelden mit den Mädels um die Wette rammelten. Egal, nun geht’s ans Eingemachte:
Das Spiel
Nachdem ihr von Joes Antlitz im Titelbild begrüsst werdet und feststellt, dass weder Joe noch Mac in der Überschrift im Titelbild auftauchen, sondern nur Caveman Ninja geschrieben steht, könnt ihr mit Select noch Optionen vornehmen (Anzahl Spieler sowie Musik und Soundeffekte stummschalten). Und mit Start geht’s auch schon los. Im kurzen Prolog wird gezeigt, wie die bösen nomadischen Steinzeitmenschen eine Frau nach der Anderen aus dem Dorf, bzw. der Hütte der bumsfreudigen Kumpels Joe & Mac entführen. Da Mac bekanntlich gerade auf der Jagd ist und Joe eigentlich Aufsichtspflicht hätte, bleibt es an Letztgenanntem hängen, die Mädels wieder zurück ins Dorf zu treiben. Und bevor er auf Sex verzichtet, stürzt er sich lieber in den Kampf gegen wildgewordene Dinosaurier.
Das Abenteuer beginnt auf einer hübschen prähistorischen Wiese, wo euch bereits nach kurzem allerhand Gegner wie kleine Pteranodon, Mini-Tyrannosaurier oder böse Höhlenmenschen entgegenkommen. Natürlich will man sich so gleich zur Wehr setzen, muss aber erschreckend feststellen, dass die Buttons vertauscht wurden! Ja, richtig gelesen: Das seit NES-Release ungeschriebene Gesetzt, dass B = Attacke und A = Sprung ist, wird einfach mit den Füssen getreten und die Steuerung einfach mal so umgedreht. Hatten die Entwickler denn niemals zuvor ein NES-Spiel gespielt? Wer kommt denn auf so eine Idee? Nun ja… es dauert einen Moment, aber man kann sich immerhin einigermassen daran gewöhnen.
Nun schmeisst man mit A Äxte auf die Gegnerschaft, kann diese durch längeres Gedrückthalten auch aufladen, wie wir aus der Anleitung gelernt haben. Aber Vorsicht: Übertreibt man es, bleibt Pimper-Joe kurzzeitig bewegungsunfähig. Mit B kann man durch gekonnte Sprünge den Gegnern ausweichen und Abgründe überwinden. Durch zusätzliche Druck nach oben führt Joe gar einen Supersprung aus. So schnetzelt sich und hüpft Joe mit verkehrter Steuerung und gierig nach Begattungsvorgängen also durch die Steinzeit. Erfreut darf er zur Kenntnis nehmen, dass Gegner manchmal Leckereien wie Früchte oder Hamburger hinterlassen, die seine Energie wieder auffüllen. Erwischt er einen nordischen Höhlenmann mit einem Ei auf dem Buckel, darf er sich sogar über eine neue Waffe freuen. Neben der Standard-Axt gibt es auch den nutzlosen Feuerstein, den schwachen Bumerang, sowie ein angriffsfreudiges Rad und das mächtige Feuer! Das hilft ihm nicht nur im Kampf gegen die ganzen kleinen Viecher in den Stages, nein, am Ende eines Abschnitts, bzw. Szenarios, wartet jeweils ein Boss auf Joe, welche aus einem Dinosaurierlexikon entstammen könnte: Tyrannosaurier, Pteranodon, Pachycephalosaurus oder Nothoraurus wollen Joe daran hindern, sein ausschweifendes Sexleben weiterzuzelebrieren.
Das Leveldesign selber ist arg linear ausgefallen. Ihr lauft eigentlich nur von links nach rechts und wehrt euch gegen die ganzen Viecher. Sporadische Löcher und die eine oder andere Plattform sind die einzigen Abwechslungen, welche diesbezüglich geboten werden.Immerhin stimmt dafür die Grafik, die Sprites sind toll animiert und erfreuen mit dem einen oder anderen Gag. Vor allem die Endbosse sind für NES-Verhältnisse ungewöhnlich gross ausgefallen. Die Hintergründe sind extrem detailliert und stimmig ausgefallen und verblüffen mit mehrstufigem Scrolling. Auch die musikalische Untermalung kann überzeugen, auch wenn das Spiel definitiv mehr Tracks vertragen hätte als nur eine Hintergrundmusik für sämtliche Stages. Die Steuerung geht – abgesehen von dem erwähnten Buttontausch – gut von der Hand.
So bleibt «Joe & Mac: Warum liegt den hier Stroh rum?»… ähm, «Caveman Ninja» abschliessend ein solider Serienvertreter, der spielerisch leider nie an Spass und Abwechslung der Spielhallenvorlage herankommt. Dafür sind Gameplay und Level zu simpel gestrickt.
Seppatoni & Joe & Mac: Caveman Ninja
Was waren das doch noch für wunderbare Zeiten, als man noch die dicken Kataloge von Jelmoli, Ackermann & Co. nach Hause geschickt bekam und dort stundenlang in den Spielzeug- und Gamesseiten schmökern konnte. So fanden sich eines Tages verschiedene NES-Titel für unfassbare CHF 29.90 im Jelmoli-Katalog. Zu einer Zeit, in der Spiele noch bis zu CHF 139.- kosteten, eine kleine Sensation. Im Schnäppchensortiment enthalten waren Spiele wie The Simpsons: Bart vs. The Space Mutants, New Zealand Story und ein mir bis dato noch gänzlich unbekanntes Spiel namens Joe & Mac: Caveman Ninja. Tatsächlich durfte ich mir dann ein Spiel aussuchen. Den Simpsons-Ableger kannte ich bereits und zu New Zealand Story hatte ich immerhin im Club-Nintendo Magazin bereits einiges erfahren. Aber dieses wunderbare Artwork von Joe & Mac und der damit verbundenen Hoffnung auf eine Art Adventure Island, liess mich dann doch zum Steinzeit Abenteuer greifen.
Als es dann zu Hause ankam, ich mich drauf stürzte und (anscheinen ohne die Anleitung zu lesen) loszockte, herrschte einerseits Verwirrung ob der Steuerung, und andererseits Verzückung aufgrund der famosen Technik. Das Ganze wich aber relativ schnell der Ernüchterung. Denn Joe & Mac wurde das bis dahin schnellste durchgespielte Spiel meiner Laufbahn. Ich bin mir nicht mehr sicher ob es Stunden oder Tage waren, aber dennoch bereute ich es im Nachhinein nicht zu einem der beiden anderen Titel gegriffen zu haben. Ich wollte mein neuestes Spiel dann auch mit meinem Vater zusammen mal spielen. Aber ich zockte mit einem Leben direkt das ganze Spiel durch, ohne dass mein Papa auch nur einmal zum Zug gekommen wäre. Immerhin freute sich ein Bekannter, der bei uns zu Besuch war und das Spiel entdeckte. Er war ebenfalls vom vorherrschenden Dinosaurier-Fieber infiziert worden und freute sich über die zahlreichen Dinos im Spiel.
Ich persönlich hatte mit dem Titel nicht mehr viel am Hut und hatte das Spiel irgendwann dann auch einmal wieder verkauft. Etliche Jahre später traf ich in der Berufsschule auf den erwähnten Sili, ein ebenfalls freudiger Videospieler. Somit war dies natürlich ein stetes Diskussionsthema, wodurch wir unweigerlich auch einmal auf Joe & Mac zu sprechen kamen. Es stellte sich heraus, dass er damals tatsächlich bei derselben Aktion ebenfalls zugeschlagen und sich auch Joe & Mac gegönnt hatte. Auch er hatte nicht sonderlich viel Freude am Spiel, und so musste der Titel immer mal wieder für Running Gags herhalten. Und wie bereits angesprochen war das Spiel dann auch Hauptdarsteller in einem Tauschhandel, Joe & Mac gegen eine alte Grafikkarte, sofern ich mich richtig erinnere, inklusive der liebevollen Widmung von Sili. Und durch unsere regen Unterhaltungen über das Spiel stellte sich heraus, dass 2 weitere Klassenkameraden damals ebenfalls bei der Katalog-Aktion zugeschlagen hatten und auch zu stolzen Besitzern von Joe & Mac Modulen wurden. Soll man einer sagen, dass sich das Spiel keiner grossen Beliebtheit erfreut hat.