Im Dezember 2017 feierte Capcom den 30. Geburtstag ihres Vorzeige-Robos Mega Man. Die Feierlichkeiten wurden via Stream übertragen, die alten Spieleklassiker nochmals hochgejubelt und den Release der beiden Mega Man Collection-Teile für die Nintendo Switch angekündigt. Der wahre Kracher stand jedoch erst noch bevor. Nachdem in einem Einspieler die bisher erschienenen Mega Man-Titel in chronologischer Reihenfolge und in charmanter Aufmachung präsentiert wurden, endete Mega Man im Jahr 2018 vor einem 30th-Symbol. Einmal eingesammelt und – BÄMM – da war Mega Man 11! Nach 8 Jahren sollte also endlich ein neues Abenteuer des blauen Bombers alle aktuellen Heimkonsolen beglücken. Bei mir als grossem Fan der Original-Reihe war die Freude natürlich riesig, auch wenn ein bisschen Skepsis mitschwang.
Vorab gab es zu Mega Man 11 bereits eine Demo, die ich aber grosszügig ignorierte um das Spiel möglichst ungespoilert geniessen zu können. Der Titel wurde am 2. Oktober veröffentlicht, auf der von mir bevorzugten Switch in Europa jedoch nur in digitaler Form via eShop. Also entschied ich mich für einen Import der als Retail erhältlichen US-Version. Versehentlich hatte ich diese sogar doppelt vorbestellt, konnte aber noch ein Exemplar rechtzeitig stornieren. Da lag es also nun, nach so langer Zeit endlich wieder ein Mega Man! Rein mit der Card und ab an den Controller! Nach dem netten Intro stürzte ich mich auf dem Veteranen-Schwierigkeitsgrad direkt mal auf Block Man, dessen Stage damals bei der Präsentation gezeigt wurde. Ich brauchte einige Anläufe, um mich an die etwas geänderten Steuerung und das folgende Verhalten des Protagonisten zu gewöhnen. Danach flutschte ich durch die Stages wie zu den besten Zeiten. Der Boss entpuppte sich als recht hartnäckig, aber hat man erst mal Mega Man-typisch – und genau das liebe ich an der Reihe – sein Angriffsmuster studiert und verinnerlicht, dann hat man auch eine gute Chance auf den Sieg.
So ging es dann Robomaster um Robomaster. Die Stages boten einiges an Abwechslung, dazu so manchen knackigen Zwischenboss und knifflige Sprungpassagen. Negativ fiel hier nur die lahme Bounce Man-Stage auf, bei der – ähnlich wie beim fürchterlichen Spring Man-Level in Mega Man 7 – durch wildes, oft zielloses Herumgehobse und –geschubse vorangekommen werden muss. Positiv blieb mir die Torch Man-Stage in Erinnerung, wo auch der einzig wirklich sinnvolle Einsatz des neuen Gears-System implementiert wurde. Dabei handelt es sich um ein neues Tool, das für begrenzte Zeit ermöglich den Spielablauf zu verlangsamen oder Mega Man wesentlich stärkere Attacken durchführen zu lassen. Auch die Endbosse können auf diese Fähigkeit zugreifen und von Mega Man mit dessen Hilfe ausgekontert werden, wirklich notwendig ist dieser Einsatz aber nicht und wirkt etwas aufgesetzt. Überzeugt haben hingegen die Extrawaffen, welche Mega Man bekanntlich von besiegten Bossen übernehmen kann. Hier gab es doch einige neue Ideen. Allerdings dauerte es bei mir bis zum vorletzten Boss, bis ich endlich einmal eine passende Spezialwaffe für den Blechschurken parat hatte. Diesbezüglich hatte ich bei der Auswahl der Reihenfolge der Stages kein glückliches Händchen.
Durch das Aufsammeln von Schrauben hat Mega Man, wie seit MMVII, die Möglichkeit weitere Ausrüstungsteile oder Items käuflich zu erwerben, was den Schwierigkeitsgrad spürbar entschärft. Letzterer zieht aber nach dem Besiegen aller Robo-Master aber noch einmal an. In den traditionellen Wily-Stages gibt es noch einmal schweisstreibende Sprungeinlagen, happige Bosse, das obligatorische Wiedersehen mit den 8 Robo-Mastern und natürlich dem finalen Aufeinandertreffen mit Dr. Wily. Just am Samstag Morgen auf der NCON 17 habe ich das Spiel erfolgreich beendet. Es gibt anschliessend zwar noch einiges zu tun (weitere Schwierigkeitsgrade, Challenges, Achievements, etc.), doch diese hebe ich mir für später auf. Erst einmal möchte ich die Mega Man Collections auf der Switch – analog der Xbox One-Versionen – alle komplett auf Gold abschliessen.
Wie eingangs erwähnt war bei mir durchaus eine gewisse Skepsis vorhanden, was Mega Man 11 anging. Das neue Gears-System wirkte tatsächlich aufgesetzt und unnötig, war aber zum Glück nicht so präsent wie befürchtet. Auch die Grafik wurde auf die heutigen Standards angepasst, ohne den Charme der Serie zu verlieren. Zwar hätte ich persönlich nach wie vor den auch für MM9 und 10 genutzten Pixellook bevorzugt, aber darüber kann man hinwegsehen. Musikalisch ist Mega Man 11 leider eine kleine Enttäuschung. Zwar gibt es durchaus tolle Tracks, die Mehrzahl der Musikstücke dudelt aber unauffällig im Hintergrund und kann nicht an die Ohrwürmer früherer Teile anknüpfen. Doch genug gejammert, kommen wir zum wichtigsten, und das ist das Gameplay. Forderndes Leveldesign, gelungener Mix aus altbewährten und neuen Elementen, dazu cool designte Bosse und eine präzise Steuerung! Alles, was die Serie auszeichnet, findet sich auch im elften Ableger wieder und zaubert alten MM-Anhängern wie mir ein Lächeln ins Gesicht. Zwar ist Mega Man 11 kein neuer Serien-Höhepunkt, aber definitiv eine würdige Fortsetzung dieser grandiosen Spieleserie.