In der Aula des Gymnasiums angekommen, meldeten wir uns erstmal beim Orga-Tisch an. 12 Euro kostete der Eintritt, bei selber mitgebrachtem TV sogar nur die Hälfte. Im Gegenzug erhielt man einen Ansteckbutton. Personen, welche das 18. Altersjahr noch nicht vollendet hatten, wurden mit einem roten Button ausgestattet und durften damit nicht in den Ab-18-Raum, im welchem blutrünstige Killerspiele und nicht eingestufte Klassiker gespielt wurden.
Unsere Schweizer Delegation nahm zwei Tische im hinteren Bereich in Beschlag, welche bereits mit einem TV ausgestattet waren. Alles fleissig aufgebaut, legten wir dann mit Mario Kart: Double Dash!! auf dem Game Cube los und fuhren zu viert – zusammen mit dem ebenfalls aus dem Forum bekannten Dinkelmus Kleinholz – alle Strecken mal durch.
Es trafen laufend weitere Teilnehmer ein, man musterte sich gegenseitig, begrüsste langjährige Internetbekanntschaften nun auf einmal persönlich. Gemäss unserem liebsten Luxemburger NR20 sei ich als erster auf ihn zugegangen und hätte ihn begrüsst – ich kann mich zwar nicht mehr dran erinnern, aber das war natürlich sehr nett von mir. Auch Teitan, Lexi, Biza oder Dekulink, die neben dem Forum auch im IRC-Chat recht aktiv waren, gehörten zu den gespannt erwarteten Reallife-Bekanntschaften.
Mit einem Spaziergang zum gleich gegenüberliegenden Aldi deckte man sich mit Utensilien für die nächsten 3 Tage ein. Äusserst begehrt war vor allem der Aldi-Eistee, der in den folgenden Jahren für viele zu einer gelungenen NCON in Bad Münstereifel dazugehörte. Für die Verpflegung wurde beim lokalen Döner/Pizza-Lieferanten bestellt. Geschmacklich definitiv kein Grund deswegen dorthin zu fahren, aber immerhin machte es satt. Bei der zweiten Bestellung am Samstag verwechselte ich bei der chaotischen Lieferung die Pizza. So kam halt jemand anderes in den Genuss des zusätzlichen Eis als Belag. Samstag- und Sonntagmorgen wartete jeweils ein frisches Frühstück auf die hungrige Meute: Brötchen, Joghurt, Früchte, Butter, Käse, Wurst – für eine tüchtige Stärkung zu Tagesbeginn war gesorgt. Fehlen durfte auch nicht der scheinbar traditionelle «Zuckerbottich», dessen Herkunft sich jedoch meiner Kenntnis entzieht.
Für viele brach dieser Tagesbeginn ohne eine Minute Schlaf an, so auch für uns Schweizer. Die ganze Nacht haben wir munter durchgezockt, in Erinnerung sind vor allem die legendären ISS2-Partien mit Son-Gohan geblieben, wo wir uns in unzähligen Matches mit spektakulären Toren gegenseitig übertrafen. Die nebenbei stattfindenden Turniere sorgten ebenso für Unterhaltung wie die rund 20 Demostations, welche Nintendo dort installiert hatte.
Am Samstagmorgen klingelte dann auf einmal mein Handy – es war der vermisste SoE-Seed! Er fragte nach, wann denn nun genau unser Zug fahre. Nun ja, ich macht ihn darauf aufmerksam, dass er einen Tag zu spät dran sei. Das machte ihm nichts aus und er trat die Reise trotzdem an und traf am frühen Abend nach rund 8-stündiger Anreise ein. Sogleich mischte er sich ins Getümmel und nahm erst einmal Platz bei einer Runde Donkey Konga, wo er beim ersten Schlag direkt mal voller Wucht auf den Bongo-Controller schlug und er gleich darauf hingewiesen wurde, dass er auch zartere Klopfer auf die Drums erkenne.
„… je frühner mer gönd, um so frühner sinmer dete…“
Zitat von SoE-Seed bei der Diskussion bezüglich Abfahrtszeiten.
Überhaupt war Donkey Konga DAS Spiel der NCON III. Obschon es bis dahin lediglich als Japan-Import erhältlich war, fanden sich zahlreiche Game Cubes ausgestattet mit dem Musikspiel und mehreren Bongo-Controllern, welche pausenlos im Einsatz waren. Wohl jeder Besucher hatte danach noch wochenlang die verschiedensten Lieder – von klassischen Stücken bis zum japanischem Hamtaro-Intro war alles dabei – in den Ohren. Und ebenfalls nicht wenige importierten sich kurz nach der NCON auch selber die japanische Trommelei, ich inklusive.
Falls wem Langeweile drohte (was recht schwierig war), der konnte sich an den bereits erwähnten zahlreichen Demo-Stationen vergnügen, auf welchen Nintendo zahlreiche Hits für Game Cube und den Game Boy Advance vorstellte. Alternativ durfte man sich am Orga-Tisch auch aus einer handvoll Titel, die von den Sponsoren zur Verfügung gestellt wurden, selber GBA-Spiele aussuchen und via Eintrag in eine Liste als Spieletester amten und den ausgewählten Titel in Ruhe probezocken. Daneben gab es auch nette Deckelchen, welche man auf den Cube montieren konnte, sowie Ausgaben des Magazins Cube, mit denen man sich die Zeit totschlagen konnte, bis beispielsweise das offizielle Gruppenfoto anstand.
Auch Leute, die gerne etwas für’s Herz haben, kamen bei der NCON III voll auf ihre Kosten. So machte ein NCON-Stammgast seiner angebeteten Zockerbraut – die er hier natürlich auf einer früheren NCON kennengelernt hat – einen Heiratsantrag, die natürlich mit einem «JA» antwortete und entsprechend Jubel und Applaus von den anderen Teilnehmer erntete. Zwischendurch mischte sich auch Super Mario persönlich unter die zahlreichen Besucher. Neben zahlreichen Liebesbekundungen in Form von Küsschen und Knuddeleinlagen posierte er auch gerne für Erinnerungsbilder oder versuchte selber mal eine Runde mitzuzocken.
Am Samstagnachmittag hatte ich mich noch mit einem ehemaligen Arbeitskollegen verabredet, welcher in der Nähe wohnte. Mit ihm und dessen Partnerin spazierten wir ein bisschen durch das schmucke Städtchen und machten einen kurzen Halt in einer Eisdiele. Nachdem seine Partnerin noch mit einer neuen Handtasche ausgestattet wurde, trennten sich unsere Wege wieder und ich begab mich zurück zur NCON.
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