Man staunte nicht schlecht, als Anfang November 2021 aus dem Nichts ein neuer Popeye-Titel angekündigt wurde. 17 Jahre nach Rush for Spinach für den Game Boy Advance kehrt der Seemann also in die Welt der Videospiele zurück. Die Macher hinter dem neuen Titel sind Sabec LTD, welche bis dahin durch vermeintliche Hits wie Xylophone (eine banales Musikspielchen) oder Calculator (ein handelsüblicher Taschenrechner) für die Switch auf sich aufmerksam gemacht hatte.
Mit diesem eindrücklichen Portfolio im Rücken hat sich Sabec LTD die Popeye-Lizenz gesichert und sich an eine Neuinterpretation des Spielhallenklassikers von 1982 gewagt. Das Original stammt von Nintendo, wurde von Shigeru Miyamoto persönlich designt und war ein grosser Erfolg. Inhaltlich gilt es Olivia, das von Popeye und seinem Widersacher Brutus umgarnte Mädel, zu retten, indem man die von ihr verteilten Herzen, Musiknoten und Buchstaben einsammelt.
Und nun wollte Sabec das Spiel in zeitgemässem 3D neu aufleben lassen. Das Grundprinzip ist identisch. Olivia befindet irgendwo auf einer hochgelegenen Plattform und schmeisst mit Herzen oder Buchstaben um sich. Popeye rennt durch die Gegend und muss eine bestimmte Anzahl der Objekte einsammeln, um die Stage erfolgreich abzuschliessen. Widerstand erfährt er in der Form von Brutus, sowie einem umherfliegenden Kondor und einer Hexe, die gerne mal Totenköpfe und Flaschen auf den Seemann loslässt.
Natürlich darf Popeye auch in diesem Spiel auf die Unterstützung von Spinat zählen: Einmal aus der Dose gepresst, flitzt er fortan viel schneller durch die Gegend und kann Gegner mit einem gezielten Punch aus dem Weg räumen. Das Ganze findet in 3 verschiedenen Umgebungen statt: Einer Insel, auf einem Schiff und einer kleinen Hafenstadt. Diese wiederholen sich immer wieder, mal in der Nacht oder mal bei Regenwetter.
Das war es eigentlich auch schon. Das einzige wirkliche Ziel ist die Spitze der integrierten Highscore-Liste zu erklimmen, was in einer knappen Viertelstunde geschafft ist. Eine Herausforderung ist dies nicht. Die Gegner sind strunzdumm und warten nur darauf von Popeye verkloppt zu werden, nur um danach in einer unnötigen Zwischensequenz in die leeren und langweiligen Levels zurückzukehren.
Das gilt auch für die Grafik: komplett lieblos gestaltete Umgebung mit komplett manueller Kamera, die dennoch gerne rumzickt. Dazu ruckelt das ganze dermassen, dass einem nach kurzer Zeit der Schädel brummt. Bei der Musik ist’s nicht besser: Das Popeye-Theme läuft als Billigversion ab dem Titelbild in Endlosdauerschleife und geht schon nach kurzer Zeit auf die Nerven.
Ich würde gerne etwas Positives zu dem Titel schreiben, aber das Spiel ist ein komplettes Desaster und eine Schande für die Popeye-Lizenz. Wie Sabec LTD an diese gekommen ist, dürfte wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Fakt ist, dass sie damit eines der schlechtesten Spiele der letzten Jahre abgeliefert haben, das nur schwer zu unterbieten ist.
Scheinbar war man beim Herstellen überzeugt, ein tolles Resultat abgeliefert zu haben – anders ist nicht zu erklären, weshalb sie auf ein negatives Review eines Youtubers sogar mit einer Klage gedroht hatten. Auf jeden Fall ignoriert das Spiel am Besten und hofft lieber darauf, dass Hamster eines Tages den Nintendo-Automaten in ihre Arcade Archive Reihe mit aufnimmt.