Retro Fussballmeisterschaft 2021 Fussballtitel auf dem SNES

Nach NES und Game Boy widmen wir uns im dritten und letzten Teil unserer Retro Fussballmeisterschaft dem SNES. Auf Nintendos 16-Bitter gab es eine Vielzahl an feinen Fussballspielen. Den Anfang machte der kultige Launchtitel Super Soccer. Weitere Vertreter wie Fever Pitch Soccer, World Cup Striker oder auch die Anfänge der FIFA-Serie sorgen für gute Laune unter den Fussballfans. Die zweifellos herausragendsten Spiele auf der Konsole stellten jedoch die beiden International Superstar Soccer dar, welche die Messlatte ein ordentliches Stück höher stellten.

Auch Abseits der Platzhirsche tummeln sich etliche Spiele, die sich in irgendeiner Art dem Thema Fussball verschrieben haben. Selbstredend haben wir auch hier Titel rausgepickt, um sie im Rahmen der Retro Fussballmeisterschaft kurz vorzustellen.


Lothar Matthäus Super Soccer 

Ocean, 1995

Publisher Ocean liess es sich nicht nehmen für seinen Fussball-Titel einen prominenten Namensgeber zu suchen: Lothar Matthäus höchstpersönlich konnte dafür gewonnen werden, und auch Lodda freute sich bestimmt über den zusätzlichen Eintrag in seinem Lebenslauf. Allerdings galt dies nur für den deutschsprachigen Raum. In England wurde das Spiel einer aufstrebenden Spitzenmannschaft gewidmet und erschien unter dem Namen Manchester United Championship Soccer.  

Inhaltlich werden dem Spieler fünf verschiedene Spielmodi geboten, unter anderem Europapokal oder auch eine selbst erstellte Liga. Nationalteams sucht man in der Auflistung vergebens, stattdessen wird eine Auswahl an verschiedensten Teilnehmern aus den Europapokal-Wettbewerben der Saison 94/95 geboten. Wer nun auf Originalspieler hofft, der wird enttäuscht. Vorlieb nehmen muss man mit leicht geänderten Namen damaliger Fussballer. So spielen bei Servette Genf beispielsweise Olivier Neuvalle (original Neuville) oder Marco Pascalo (Pascolo).

Rein spielerisch hingegen hat der Titel nicht viel zu bieten. Die Kontrolle ist hakelig, die Darstellung des banalen Gekickes winzig und lieblos. Der einzig interessante Kniff ist jedoch, dass das Spielgeschehen wahlweise aus einer isometrischen oder der Vogelperspektive angezeigt werden kann. Ebenfalls nett sind die angezeigten Portraits von Schiri und Kommentator. Alles in allem aber eine Enttäuschung, welche dem Namen nicht gerecht wird (oder gerade doch?). Vielleicht erinnert sich noch der eine oder andere Leser daran, dass dieses Spiel auch als Negativbeispiel in unserer Liebeserklärung an die Passwörter als Negativbeispiel fungierte.  


Soccer Kid

Ocean, 1993

Stellt euch vor es ist der Tag des WM-Finals 1994 in den USA! Alles ist angerichtet für ein grosses Spiel, der Pokal steht bereit für die Siegermannschaft. Doch dann taucht aus dem nichts ein Ausserirdischer aus, stibitzt die goldene Statue und macht sich davon. Kaum aus der Erdatmosphäre entwischt, wird das Raumschiff von einem Asteroiden getroffen: Die Trophäe zersplittert in 5 Teile und fällt auf verschiedene Kontinente der Erde nieder. Ist die WM noch zu retten? Natürlich! Ein kleiner Junge in England packt seinen Fussball und macht sich damit auf eine Reise um die Welt, um die Einzelteile des WM-Pokals zu finden, dass die Weltmeisterschaft doch noch ein glorreiches Finale findet. Puh. Mangelnde Kreativität kann man dem Entwickler in Sachen Story definitiv nicht vorwerfen 

Der Spieler findet sich also in der Rolle des Soccer Kids wieder. Mit eurem Ball dribbelt ihr in diesem klassischen Jump n’Run durch die verschiedenen Länder dieser Erde. Gegen miesgelaunte Widersacher hilft ein gezielter Schuss mit dem runden Leder. Passt jedoch gut auf die Kugel auf, fällt sie den Abgrund hinunter oder kommt mit spitzen Stacheln in Berührung, müsst ihr euch alleine durchkämpfen. Auch eure Jonglierkünste sind gefragt, um den Ball jeweils über Hindernisse oder auf höhergelegene Plattformen zu befördern. Die Suche nach den Pokaleinzelteilen führt den kleinen Fussballer an Schauplätze wie das Themseufer in London, ein russisches Kriegsschiff oder – für den letzten Teil – natürlich in die USA. Insgesamt ein solider Plattformer mit etwas zäher Spielbarkeit, das auch in Sachen Präsentation nicht aus dem Mittelfeld der damaligen Jump n’Run-Masse herauszustechen vermag. Von der abgedrehten Story einmal abgesehen.  


Mega Man Soccer

Capcom, 1994

Wenige Monate nach den Ereignissen um Dr. Cossack in Mega Man 4 sitzen Mega Man, seine Robo-Schwester Roll und Dr. Light vor dem TV und schauen sich ein Fussballspiel an. Urplötzlich stürmen Roboter das Feld und übernehmen die Spielfläche. Fussballspiele auf der ganzen Welt werden Opfer dieses Vorganges. Dahinter steckt niemand geringeres als Dr. Wily mit seiner Roboterarmee. Um dieser Notfallsituation Herr zu werden, modifizierte Dr. Light Mega Man und schickte ihn hinaus in die Welt, um gegen die feindlichen Robomannschaften anzutreten und den Fussball zu retten.  

Herzstück des Spiels ist der Storymodus. Hier tritt Mega Man mit seiner Mannschaft gegen die Teams der aus früheren Mega Man-Titeln bekannten Roboter Master an. Ist Mega Man siegreich, so schliesst sich der Geschlagene fortan dem Blauen Bomber an und kann der Startformation hinzugefühgt werden. Das Geschehen auf dem Platz selber offenbart sich als Fussballspiel ohne grosse Regeln. Die verschiedenen Roboter grätschen und schubsen sich über das Areal und können auch ihre individuellen Superschüsse einsetzen. Diese orientieren sich natürlich an den Fähigkeiten, welche die Androiden zu bieten haben. Beispielsweise Cut Mans Knaller verwandelt sich in eine Schere und bei Gemini Mans Geschoss fliegen gleich zwei Bälle auf das gegnerische Tor. Und wehe es steht ein Gegner im Weg, der wird gleich in die Einzelteile zerlegt.

Leider kann die Begeisterung für Mega Mans sportlichen Abstecher nicht mit derjenigen für die Originalreihe mithalten. Die Steuerung ist arg hakelig und der Spielablauf selber recht zäh und mühsam. Die Präsentation mag ebenfalls nicht mit üblichen Serienstandards mithalten. Für Freunde von Capcoms blauem Bomber aber sicher einen Blick wert, allein der Kuriosität halber.