Sabre Wulf "Der schreckliche Sabrewulf ist entkommen!"

Im Jahre 1984 veröffentlichte Ultimate Play the Game 3 Spiele mit Sabreman als Hauptdarsteller für den Sinclair ZX Spectrum. Die Titel mauserten sich zu echten Hits, zwei Jahre später folgte ein weiterer Nachfolger. Er war jedoch für lange Zeit der letzte Titel der Sabreman-Reihe. 16 Jahre nach dem vermeintlichen Serienabschluss hauchte die zwischenzeitlich als RARE bekannte Spieleschmiede der Serie neues Leben ein: Unter dem identischen Namen wie der erste Teil, wurde Sabre Wulf auf dem Game Boy Advance veröffentlich, in der Hoffnung, der Serie zu einer glorreichen Rückkehr zu verhelfen.


 

Plattform: Game Boy Advance
Genre: Jump n’Run
Hersteller: RARE
Publisher: T*HQ
Spieler: 1
Erschienen: 2004

 


Verpackung

Freunde des ZX Spectrum Sabre-Wulfs erfreuen sich am sehr nah am Original gehaltenen Logo, das in etwas aufgehübschter Form die obere Hälfte der Verpackungsfront belegt. Der namensgebende Wolf füllt, gehüllt in Mondschein, mit einem listigen Blick den unteren Teil des Logos aus.

„Der schreckliche Sabrewulf ist entkommen!“ Mit diesen Worten verkündet die Verpackungsrückseite auch gleich den Auslöser für das neuerliche Abenteuer von Sabreman. In Bambus gerahmte Screenshots bieten einen ersten Einblick ins Spielgeschehen, die Beschreibungen laden ein zum Erforschen „riesiger Levels voller Schätze und Fallen und einem „Abenteuer in 2D und 3D“. Die rechte Seite zeigt ein schickes Artwork mit Sabreman, zusammen mit seinem Widersacher, dem Sabrewulf.


Die Anleitung

Das Titelbild der Spielanleitung zeigt ein etwas erweitertes Artwork der Verpackung. Der Inhalt hingegen ein Genuss für alle Freunde gedruckter Spielebeschreibungen. Das insgesamt 34 Seiten umfassende Heft verzückt mit stimmiger Aufmachung, vielen Details und zahlreichen, liebevoll designten Abbildungen der verschiedenen Charaktere und Umgebung.


Das Spiel

Im kleinen Dorf Blackwyche herrscht seit vielen Jahren Ruhe und Friede. An die Angriffe des Sabewulfs erinnern nur noch eine Statue und das Medaillon, mit welchem die Bestie gebannt wurde. Doch eines Tages taucht ein mysteriöser Fremder auf. Er zerstört das Amulett und versetzt mit Hilfe des bösartigen Wolfes die Welt erneut in Angst und Schrecken. Die Bewohner rufen Sabreman zu Hilfe. Er war es, der den Wolf vor vielen Jahren gefangen hatte. Jedoch ist er nicht mehr der Jüngste. Seinen Säbel hat er längst an den Nagel gehängt, aber mit neuen Tricks und Kniffen macht er sich erneut auf die Suche, um die 8 Teile des zerbrochenen Amuletts wieder zu vereinen und seinem Erzfeind Einhalt zu gebieten.

Doch nicht nur das Amulett will gefunden werden, Sabrewulf verschleppt auch laufend Leute und Gegenstände, stiehlt Schätze und hortet diese anschliessend in den überall erscheinenden Wolfshöhlen. Sabremans Aufgabe ist es nun die ganzen Gegenstände und Personen aus den Verstecken zu entwenden. Dazu muss er erst einmal zum Versteck von Sabrewulf vordringen. Der Weg dahin ist oft tückisch und für Sabreman alleine nicht zu bewältigen.

Doch zum Glück darf er auf die Unterstützung verschiedener Wesen zählen, welche in der dortigen Flora und Fauna zu Hause sind. Die Schlange dient euch beispielsweise als Plattform, Boomer löst Explosionen aus, Keule prügelt mit gleichnamiger Waffe Gegner aus dem Weg  und Klebi hält die Bösewichte an Ort und Stelle fest. Insgesamt 15 Helfer gibt es, die bei Bedarf zu Hilfe gerufen werden können. Dabei gibt es fast ausnahmslos immer mehrere Lösungswege, es darf also fleissig experimentiert werden.

Habt ihr es zum Versteck geschafft, gilt es den von Sabrewulf persönlich bewachten Schatz zurückzuerobern. Je nach Zeit, welche ihr für das Erreichen der Höhle benötigt habt, gibt es diesen in den drei Ausführungen Gold, Silber und Bronze. Sobald ihr Kostbarkeit berührt, nimmt die blaue Bestie die Verfolgung auf. Rennt mit dem Schatz so schnell wie es geht zurück in euer Lager, um euch und das Objekt der Begierde in Sicherheit zu bringen.

Scheitert ihr, dürft ihr eure Flucht direkt wieder vom Aufenthaltsort des Schatzes fortsetzen. Dieser kann beim lokalen Händler verkauft, das Geld wiederum darf dann in hilfreiche Items oder zusätzliche helfende Kreaturen  investiert werden.

Habt ihr alle Stages in einem Abschnitt abgeschlossen, öffnet sich die Tür zu einem geheimen Labor. Den Turm gilt es möglichst schnell zu erklimmen und mit Schaltern die Fallen für kurze Zeit ausser Kraft zusetzen, um an der Spitze an ein Teil des begehrten Medaillons zu gelangen.

Die Jump n’Run-Abschnitte in den Wolfshöhlen sind kurz und knackig gehalten, erreichbar über eine Oberwelt, die sich über verschiedene Schauplätze erstreckt. Egal ob im verschneiten Gebirge, tiefen Minenschächten oder auch im Dorf selber, überall gibt es neben den Plattform-Einlagen auch weitere Aufgaben im Stile eines Adventures zu erledigen: Besorgt Gegenstände für die hilfsbedürftigen Bewohner, organisiert eine Hochzeit oder macht Fotos von Sehenswürdigkeiten.

Optisch präsentiert sich das Spiel in einem Render-Look, wie man es bereits bestens von Donkey Kong Country, ebenfalls aus dem Hause RARE, kennt. Die Animationen sind ausserordentlich gut gelungen, überzeugen mit kleinen Gags und auch Lichteffekte wurden integriert. Die verschiedenen Szenarien sind liebevoll designt und mit vielen Details gespickt. Leider geht in der niedrigen Auslösung des Handhelds das eine oder andere davon etwas unter.

Auch auf der musikalischen Seite gibt sich das Spiel keine Blösse: Der Soundtrack passt zu den verschiedenen Levelabschnitten wie die Faust aufs Auge. Das beginnt bereits beim Spielstand-Screen mit dem knisternden Feuer des Kamins und dem Ticken der Standuhr, und endet bei der Verfolgungsjagd mit entsprechendem „Rumba-Rumba“-Sound.

Manch ein Soundeffekt mag etwas blechern klingen, aber dafür punktet der Titel mit dem RARE-typischen Gemurmel als Sprachausgabe. Sabreman selber nuschelt beispielsweise mit gut erkennbarem britischen Akzent. Generell fühlt sich das ganze Spiel wie das Abenteuers eines britischen Forschers aus der Kolonialzeit an und wirkt wie aus einem Guss. Dazu gesellen sich viele Anspielungen auf alte RARE-Titel und auch andere Videospiele.

Die Steuerung geht gut von der Hand, die Level sind wie erwähnt recht kurz gehalten. Viele der Abschnitte lassen sich unter einer Minute bewältigen. Dadurch sorgen diese nie für Frust und gerade bei der Jagd auf die goldenen Trophäen, die es bei möglichst schnellem Abschluss einer Welt gibt, motiviert ungemein mit dem typischen „Nur-noch-einen-Versuch“-Effekt. Dafür stimmt die Anzahl der insgesamt 56 Levels, welche euch eine ganzen Weile beschäftigen werden, bis ihr den Sabrewulf erfolgreich gebändigt habt.

Und wer dann noch nicht genug hat, darf im Herausforderungsmodus alle mit Gold abgeschlossenen Stages nochmals mit fix vorgegebenen Helfern absolvieren und sich auf die Jagd nach der Bestzeit machen. Neben Sternen in Gold, Silber und Bronze winkt für ganz flinke Zocker auch ein goldenes R, welcher für das Unterbieten der RARE-eigenen Rekorde verliehen wird.


Seppatoni & Sabre Wulf

RARE befand sich damals bereits auf Abschiedstour auf den Nintendo-Konsolen und brachte noch den einen oder anderen Handheld-Titel raus. So auch Sabre Wulf, das ich mir auch direkt zum Releas holte, obwohl ich mit der Reihe bis dahin keine Berührungspunkte hatte. Ich kannte Sabreman nur durch seinen Gast-Auftritt im N64-Hüpfer Banjo-Tooie, wo er sich fragte, wohin ihn sein nächstes Abenteuer führen wird.

Das Spiel selber machte mir damals bereits viel Freude und eignete sich mit den kurzen Levels immer wieder für die kleine Runde zwischendurch. Allerdings zockte ich mich nur durch einen Fünftel des Spiels und widmete mich daraufhin anderen Titeln. Aber immer im Hinterkopf, das Spiel irgendwann doch mal noch zu vervollständigen.

Ja, es dauerte ein paar Jahre, aber 2022 wühlte ich mich mal wieder durch meine Kisten mit Zockerutensilien und hielt die Verpackung in den Händen. Da wurde mir klar, dass ich noch eine Mission zu erfüllen hatte, aus welcher dann auch dieser Bericht entstand. Und auch diesmal wusste mich die Wolfsjagd bestens zu unterhalten. Die Jump n’Run-Abschnitte liessen mich nicht los, ehe ich alle mit Goldstatus abgeschlossen hatte. Gerade in späteren Levels ist einiges an Geschick und Planung vonnöten, um dies mit Bestwertung abzuschliessen. Auch die Adventure-Einlagen auf der Oberwelt liessen mich mit den schrägen Charakteren

Seitens RARE war eigentlich angedacht, mit diesem Titel Sabreman wieder ins Rampenlicht zu rücken und als moderne Spieleserie zu etablieren. Die Verkäufe blieben aber weit unter den Erwartungen, gemäss vgchartz.com sollen lediglich 30’000 Exemplare einen Käufer gefunden haben. Das Vorhaben mit der Wiederbelebung der Serie wurde wieder verworfen. Gut möglich, dass der GBA-Titel den Schlusspunkt von Sabremans Videospielkarriere markiert.